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Wie Corinna und Marco Crowdfunding revolutioniert haben.

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von Juliette Wyss, March 4, 2017
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ursprünglich erschienen: 19.07.2016

Crowdfunding ist heutzutage fast schon das Non plus Ultra geworden für neue Ideen. Allerdings stellt man sich diese Finanzierungsart viel einfacher vor, als sie in Wirklichkeit ist. Corinna und Marco, die Gründer von SPONSORT, haben nun ein Modell entworfen, mit dem Crowdfunding in der Region Rhein-Neckar​ um einiges einfacher werden könnte.

Wieso ist CSR für Euch ein wichtiges Thema?

Corinna: Corporate Social Responsibility - das ist heute in aller Munde. Fühlt sich ein Unternehmen durch den CSR-Trend zu guten Taten inspiriert, fragen wir, welche Dinge innerhalb der eigenen vier Wände und im Rahmen der eigenen Geschäftsprozesse zum Besseren verändert werden können. Und da Unternehmen mit der CSR-Berichtspflicht seit 2016 mehr denn je vor der Herausforderung stehen, nachhaltige Projekte bürgernah umzusetzen, bündeln wir die Aktionen öffentlichkeitswirksam auf einer Plattform. Das Problem ist heute: Viele Unternehmen spenden regelmäßig und unterstützen sinnvolle, soziale Projekte in der Region, aber nur wenige Menschen erfahren davon. Wir bei SPONSORT glauben, eine erfolgreiche CSR-Strategie beinhaltet die Finanzierung und den Stakeholder-Dialog. Für beides kann Crowdfunding künftig eine wirksame Lösung sein.

Marco: SPONSORT gibt Unternehmen verschiedene Tools an die Hand, mit denen CSR einfacher und effizienter gestaltet werden kann. Das funktioniert, weil es drei Bedarfe gibt: Menschen haben gute Ideen für soziale Projekte, doch die Finanzierung durch öffentliche Mittel und Fördergelder nimmt zu viel Zeit in Anspruch. Unternehmen haben ein Budget, um gute Ideen in der Region zu fördern, doch ihnen fehlt die Zeit, um passende Ideen zur Förderung zu finden. Städte möchten Bürgerengagement fördern, doch ihnen fehlen die Ressourcen zur Realisierung dieser Projekte.

Wie kam es zur SPONSORT Idee?

Corinna: Marco und ich waren vor SPONSORT etliche Jahre in Werbe- und Kommunikationsagenturen und CSR-Abteilungen von Unternehmen tätig. Wir haben beide ein Faible für die Entwicklungsmöglichkeiten urbaner Gemeinschaften. Ich habe als Medienwissenschaftlerin gemeinsam mit Schülern und Studenten in Magdeburg (Otto-von-Guericke-Universität), Palo Alto (Stanford d.school), Amsterdam (Waag medialab), Gouda (The Patchingzone), Frankfurt (Goethe Universität) und Heidelberg (Ruprecht-Karls-Universität) versucht, Kommunikationsprobleme in der Stadt mit Hilfe von mobilen Apps zu lösen. Auch Marco hat sich als engagierter Soziologe mit neuen Formen der Bürgerbeteiligung beschäftigt. Die Förderungsprozesse für solche Projekte sind jedoch nicht immer schnell und einfach. Daraus hat sich dann auch die Idee entwickelt, Stadtprojekte mit Hilfe alternativer Fördermöglichkeiten voranzutreiben. Wir wollten diese Prozesse auf eine lokalen Plattform bündeln und in unserer Region Kreativen eine Chance geben, Stadtentwicklungsprozesse durch Crowdfunding unbürokratischer voranzutreiben und zu finanzieren. Dass das mit Hilfe lokaler Unternehmen besonders gut funktioniert, haben wir schon vor SPONSORT mehrfach getestet und gemeinsam mit Partnerunternehmen unter Beweis gestellt.

Wie funktioniert SPONSORT genau?

Corinna: SPONSORT verbindet Crowdfunding mit CSR-Kommunikation und bricht den traditionellen Prozess der Unternehmensspenden auf. Wir geben Firmen die Möglichkeit, das Spenden einfacher, übersichtlicher und öffentlichkeitswirksamer zu gestalten. Ob ein sicherer Spielplatz, Mode mit Lokalkolorit, eine Fahrradwerkstatt für Flüchtlinge oder ein Gründach, das die Luft in der Stadt verbessert - Auf SPONSORT werden Ideen und Projekte der Bürger gemeinsam mit Unternehmen der Region finanziert. Die Hälfte kommt von der Crowd, für die andere Hälfte aktivieren wir unser Netzwerk aus lokalen Unternehmen.

Wie sieht eine „klassische“ Projektbetreuung bei euch aus?

Marco: Für ein erfolgreiches Crowdfunding-Projekt auf SPONSORT sind zwei Dinge entscheidend: Eine zündende Idee mit guter Projektpräsentation, also eine gute Darstellung der Vorteile für die Bürger vor Ort, und eine gute Vorstellung der Motivation, die hinter dem Projekt steckt. Denn Projekte, die eine Botschaft haben, funktionieren einfach besonders gut. Die helfen wir herauszufiltern. Das heißt, die Projektpräsentation ist der erste wichtige Schritt und der zweite Schritt ist natürlich die Kommunikation des Projekts. Denn sobald ein Projekt online ist, geht es darum, sehr aktiv zu kommunizieren. Auch hier unterstützen wir die Projektinitiatoren, sei es durch Ansprachen der Presse und Medienpartner, über Social Media oder E-Mail-Verteiler.

Welche Projekte begleitet ihr im Moment und was zeichnet sie aus?

Marco: Wir sind im Oktober 2015 gemeinsam mit der Volksbank Kurpfalz mit einem regionalen Ideenwettbewerb gestartet. Über 70 Vereine und Einzelinitiativen haben sich für „Eure Stadt, Eure Idee“ beworben und ihr Projekt eingereicht. 25 Finalisten standen erstmals in der Region in einer Online-Abstimmung zur Wahl. Über 2.500 Menschen haben gevotet und 5 Gewinnerprojekte wurden gekürt, die sich das Preisgeld von 10.000 Euro der Volksbank Kurpfalz teilten. Inzwischen betreut SPONSORT Projekte für die SAP, die IBA und weitere Banken und unterstützt Bürgerprojekte direkt vor Ort mittels Spendenmatching und Crowdfunding. 

Corinna: Das Besondere bei uns sind OrtsHappen, Geschenke der Ideenhaber, die vor Ort an die Unterstützer ausgeteilt werden. Das kann ein freier Eintritt in einen Club sein, eine Widmung vor Ort oder online oder ein Goodie aus dem Produktsortiment. 

Wie kann man eine Projektidee bei euch melden?

Corinna: Ganz einfach und online mit einem Klick auf Projekt starten. Hier definiert man Budget, Finanzierungsziel und Zeitraum der Kampagne.

Was sind die drei wichtigsten Erfahrungen, die ihr unserer Community mitteilen wollt?

Corinna: Erstens, dass es an Ideen für die eigene Stadt nicht mangelt. Zweitens ist aber in Deutschland das Thema Crowdfunding immer noch gefühlt sehr jung. Wir sind noch ein Crowdfunding-Entwicklungsland, aber es gibt durchaus ein organisches Wachstum. Die Kurve geht wachsend nach oben, auch dank inzwischen bekannter Plattformen wie startnext und betterplace. Wir stellen uns nun die Frage: Wie schaffen wir das Bewusstsein auf Stadtebene, dass Crowdfunding ein demokratisches Geld verteilen und bekommen bedeutet, dass man sich also unabhängig machen kann von bestimmten Mechanismen der Finanzierung und es deshalb auch ein unglaublich großer Wert ist, den man als Crowd hat - für die Stadt. Und drittens: Die Ideenkultur in Deutschland ist eine andere als zum Beispiel in den USA oder Holland. Meist entwickeln sich die Ideen hier so ein bißchen versteckt im Kleinen und werden nicht so laut rausposaunt. Aber wir können schon sehr stolz darauf sein, was hier gemacht wird. SPONSORT präsentiert diese Ideen der Menschen für die Stadt sehr, sehr früh, was ein klarer Benefit auch für Städte und Kommunen ist, und sehr übersichtlich. Fakt ist, es brauchte am Anfang ein bißchen Mut für dieses neue Modell, insbesondere von Seiten der Kommunen. Die müssen sich hier unbestritten noch mehr öffnen, um den Herausforderungen unserer Gesellschaft zu begegnen.

Was macht Euch zu Changern?

Marco: Wir bringen Kreative und Stadtmacher, Kommunen und Unternehmen zusammen und befähigen sie, gemeinsam Stadtprojekte umzusetzen und ihr Wissen zu verknüpfen. Wir unterstützen Unternehmen, mit wirkungsorientierter Haltung die Region ein Stück zu verbessern. Und wenn auch unseren Projektinitiatoren das mit entsprechender Förderung gelingt, dann sind wir erfolgreich. Wir möchten gemeinsam mit Euch nachhaltige und kreative Projekte von Vereinen und Startups in der Region finanzieren. Unser Ziel ist es, dass dadurch eine Gemeinschaft und Zusammenarbeit entsteht, von der kleine und große Ideen getragen werden können.