Wie es wirklich ist, als Junior Professional Officer zu arbeiten und wie man den Fuß in die Tür bekommt

Insidertipps für alle, die eine Karriere in Internationalen Organisationen in Betracht ziehen.

Teilen
von Nicole Winchell, January 12, 2024
JPO Programm

Ein Interview mit Hellmut Meinhof, Leiter Büro Führungskräfte zu Internationalen Organisationen (BFIO), über die Arbeit als Junior Professional Officer, den Weg zu einer Karriere in Internationalen Organisationen und seine drei Ratschläge für die Bewerbung für das JPO-Programm.

Zunächst einmal, können Sie uns eine kurze Einführung geben: Was versteht man unter einem Junior Professional Officer?

Das JPO-Programm ist ein Nachwuchsprogramm zu den Vereinten Nationen, das die deutsche Bundesregierung mit circa 20 Millionen € pro Jahr finanziert. Young Professionals, also Hochschulabsolventen mit 2-5 Jahren Berufserfahrung, erhalten die Möglichkeit, für 2-3 Jahre mit einem originären UN-Vertrag bei einer UN-Organisation weltweit zu arbeiten. Ziel ist, dass auf diese Weise eine erfolgreiche berufliche Entwicklung für deutsche Nachwuchskräfte innerhalb von Internationalen Organisationen gefördert wird.

Können Sie uns einen Einblick in den typischen Arbeitstag oder die Arbeitswoche eines JPOs geben? An welcher Art von Projekten arbeiten sie?

Bei der Tätigkeit von JPO geht es um ganz unterschiedliche Aufgabenbereiche. Es handelt sich um reguläre Stellen mit einem klaren Anforderungsprofil. Da es sich um eine große Bandbreite von UN-Organisationen handelt und um nahezu alle Aufgabengebiete innerhalb der Organisationen, sind die Anforderungen entsprechend unterschiedlich. Beispiele für Aufgabenfelder sind: die Unterstützung bei der Erstellung von Konzepten und Recherchen, das Verfassen von Texten und Publikationen, die Mitarbeit in Projekten etc. Es gibt auch Bereiche, in denen man im Personalmanagement, in den Finanzabteilungen, in der IT oder Logistik etc. mitarbeitet. Das ist vergleichbar mit Referentenpositionen, wie wir das im öffentlichen Dienst oder der Wirtschaft kennen. Der Arbeitsort ist meistens an den Hauptstandorten der UNO, also Genf und New York, aber auch Rom, Wien oder Nairobi. Es gibt aber auch viele Einsatzorte weltweit in Entwicklungsländern. Arbeitet man zum Beispiel in einem Entwicklungsland, hat man meistens mehr Verantwortung für Projekte oder für die Durchführung von Maßnahmen, zum Beispiel wenn es um technische Projekte in der Entwicklungszusammenarbeit, wenn es humanitäre Projekte in Krisen- oder Kriegsgebieten oder um das Management von Flüchtlingseinrichtungen geht.

Aktuell schreibt die Bundesregierung 36 JPO-Stellen in mehr als 20 verschiedenen Internationalen Organisationen aus, z.B. im UN-Sekretariat in New York und Fiji, bei UNHCR in Genf, bei UN-Women in Bogotá,  UNODC in Wien, UNICEF in Dakar, UN-Habitat in Nairobi, bei UNFCCC in Bonn, der OECD oder UNESCO in Paris und der ACD in Manila.
Erfahre mehr und bewirb dich jetzt!

Welche Art von Karriere verfolgen JPOs typischerweise nach Beendigung ihrer Position?

Es handelt sich hier um ein Nachwuchsprogramm für die Vereinten Nationen, das jungen Menschen einen beruflichen Weg in die Internationalen Organisationen ermöglicht. Der Erfolg zeigt sich darin, dass über 70 % der JPO im Anschluss im UN System weiterarbeiten. Die im UN-System erworbenen Kompetenzen und Qualifikationen sind aber auch zunehmend relevant auf nationaler Ebene oder in anderen Branchen. Deshalb bieten sich für JPO immer mehr attraktive Alternativen für eine Karriere in Ministerien, Behörden oder in der Wirtschaft.

Welche Art von Bewerber*innen suchen Sie in Bezug auf ihren beruflichen und/oder akademischen Hintergrund?

Wir suchen international und fachlich sehr gut qualifizierte Kandidatinnen und Kandidaten. Sie sollen eine starke Motivation haben, um im multilateralen Kontext erfolgreich zu arbeiten und mit ihrem Engagement am Gemeinwohl in dieser Welt mit zu wirken. Das Arbeiten bei internationalen Organisationen ist neben seiner sinnstiftenden Funktion aber auch mit Schwierigkeiten verbunden, zum Beispiel erfordert es häufiger berufliche Wechsel zwischen unterschiedlichen Ländern und Kulturen oder Wechsel zwischen unterschiedlichen Organisationen und Aufgaben.  Auch das Arbeiten in Entwicklungsländern geschieht oft unter beschwerlichen Rahmenbedingungen. Deshalb ist die persönliche Motivation, sich für die Ziele und Werte der Vereinten Nationen einzusetzen, eine wichtige und langfristig tragende Voraussetzung.

Was wären drei Ratschläge, die Sie jemandem geben würden, der sich für das JPO-Programm bewirbt? Wie können sie sich von anderen Bewerber*innen abheben?

  1. Wichtig ist, die eigene Motivation zu klären, warum man sich für die Vereinten Nationen beziehungsweise in der multilaterale Zusammenarbeit engagieren will. Bei Friedrich Nietzsche findet sich der Satz: „Wenn das Warum geklärt ist, ist jedes Wie erträglich!“ Die persönliche Motivation ist auch entscheidend dafür, dass man entsprechende Konsequenzen für die private Lebensführung ziehen kann, zum Beispiel in Bezug auf Partnerschaft und Familie.
  2. Eine fachlich fundierte Qualifikation ist wichtig, diese sollte international anerkannt und anwendbar sein.  Natürlich sollte das eigene fachliche Profil auf die Stellenausschreibung passen und man sollte das gut erklären, warum es passt.
  3. Ein wichtiger Punkt ist die Fähigkeit, sich in multinationalen und multikulturellen Arbeitskontexten zu bewegen. Man sollte neugierig sein, ganz unterschiedliche Nationen und Kulturen kennen zu lernen und Freude daran haben, in dieser maximalen Diversität von Menschen zu arbeiten.

Wie trägt das Programm zum gesellschaftlichen Wandel bei und was ist Ihre Vision für die Zukunft?

In einer zunehmend zusammenwachsenden Welt können die großen Probleme, wie zum Beispiel Klimawandel, Umweltschutz, Energie, Politik, Migration und insbesondere Sicherheits- und Friedenspolitik, nur multilateral verstanden und gelöst werden. Multilaterale Zusammenarbeit wird immer wichtiger. Um hier Anschluss zu finden und mitwirken zu können, ist es notwendig, das System internationale Organisationen zu verstehen. Mit den notwendigen Kompetenzen und Qualifikationen kann man also genau dort mitarbeiten, wo in Zukunft „der Puls der Zeit schlägt“. Gleichzeitig bedeutet das, dass man fachliche und persönliche Vorteile hat gegenüber anderen Kandidatinnen und Kandidaten, wenn man sich später in der Wirtschaft oder im nationalen öffentlichen Dienst bewirbt.

Wenn es besondere spannende Geschichten/Fälle von JPOs gibt, die Sie besonders berührt oder beeindruckt haben, würden wir diese gerne hören!

Beindruckt haben mich immer wieder solche JPO, die als Quereinsteiger in der UN erfolgreich ihren Weg gemacht haben, sich gut in neue Umfelder eingearbeitet haben und dann schöne Karriereschritte machen. Spannend ist immer wieder, wenn jemand aus der Industrie oder der Wirtschaft in die internationalen Organisationen wechselt und gut ankommt. Wer die Erfahrung macht, zwischen Sektoren zu wechseln und damit sozusagen als Brückenglied fungiert, ist eine Art Pionier für die großen komplexen Aufgaben und Problemstellungen, die uns in Zukunft bevorstehen.

Dieses Interview wurde am 13.07.2023 bei tbd* veröffentlicht.