Triple-Bottom-Line Wirkung statt Lebensmittelverschwendung

Wie, warum und womit?!

Teilen
von Daniel Anthes, April 25, 2017
Lebensmittelverschwendung

ursprünglich erschienen: 11.10.2015

Das Problem

Lebensmittelverschwendung war lange ein chronisch unbeachtetes Thema, doch jetzt bekommt es endlich die öffentliche Aufmerksamkeit, die es verdient. Dabei wurde es höchste Zeit, dass das Thema auf die politische und gesamtgesellschaftliche Agenda kommt. Der Kampf gegen die enormen Massen an Lebensmittelabfällen und –verlusten geht uns nämlich alle etwas an. Und birgt dabei ein großes Potenzial für die Triple-Bottom-Line und damit für Umwelt, Gesellschaft und Wirtschaft gleichermaßen – eine Win-Win-Win-Situation sozusagen!

Laut der UN-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft (FAO) werden derzeit weltweit 1,3 Milliarden Tonnen essbarer Lebensmittel pro Jahr weggeworfen – dies entspricht Kosten von einer Billionen US-Dollar für den Einzelhandel. Dabei ist das noch lange nicht das Ende des Ausmaßes einer ungeheuren Ressourcenverschwendung. Für Produktion, Transport, Lagerung und Vermarktung der Lebensmittel werden große Mengen an Energie, Wasser und Land benötigt.

Die Implikationen

Mit jährlich rund 3,3 Gigatonnen stellt die weltweite Lebensmittelverschwendung nach China und den USA den drittgrößten Emittenten von Treibhausgasemissionen dar. Ferner geht das UN-Umweltprogramm davon aus, dass die Lebensmittelproduktion für 70 Prozent des globalen Frischwasserverbrauchs und 80 Prozent der Waldrodungen/Abholzungen verantwortlich ist.

Doch nicht nur die Implikationen für die Umwelt und damit globale Herausforderungen wie den Klimawandel und die Ressourcenknappheit sind höchst bedrohlich. Auch vor dem sozialen Hintergrund ist man mit weltweit über 800 Millionen Hungerleidenden immer noch weit von allgemeiner Nahrungsmittelsicherheit und nachhaltiger Entwicklung entfernt. Dabei könnte die Erde schon heute bei einer gerechteren Verteilung die bis 2050 prognostizierten 10 Milliarden Menschen ernähren.

Die politische Antwort

Die deutsche Bundesregierung hat sich nun vergangenes Wochenende auf der UN-Vollversammlung in New York neben den anderen 192 Mitgliedsstaaten zu den globalen Nachhaltigkeitszielen verpflichtet. Das zwölfte von insgesamt 17 Zielen für mehr Armutsbekämpfung, inklusive Gesellschaften und Umweltschutz bis zum Jahr 2030 fordert nachhaltige Produktions- und Konsummuster. Eines der Unterziele hiervon ist, die pro Kopf-Lebensmittelverluste bis 2030 zu halbieren.

Denn auch in Deutschland ist ein entschlosseneres Vorgehen gegen die Lebensmittelverschwendung bittere Notwendigkeit. Über 18 Millionen Tonnen und damit fast ein Drittel des aktuellen Nahrungsmittelverbrauchs landen hier pro Jahr im Müll – mehr als die Hälfte davon wäre vermeidbar sagt WWF. Vom Produzenten über den Groß- und Einzelhandel, die Gastronomie bis zu den Privathaushalten – mehr oder weniger jeder Schritt entlang der Wertschöpfungskette muss in die Pflicht genommen werden.

Deshalb ist klar, dass der politischen Willensbekundung nun auch Taten in Form eines nationalen Aktionsplans folgen müssen. Es bedarf unmittelbar und schnell wirkender Politikinstrumente – seien es verhaltensbasierte Anreize, Vorgaben für Gastronomie und Supermärkte oder eine Änderung des Mindesthaltbarkeitsdatums.

Allgemeine Maßnahmen zur Steigerung der Wertschätzung von Lebensmitteln sind ebenso vonnöten. Denn mit einem Anteil von zwei Dritteln an der gesamten Lebensmittelverschwendung stellen Verteilungs- und Konsumverluste den absoluten Löwenanteil dar. Und damit sind es meist vor allem die privaten Haushalte und dementsprechend fast jeder Einzelne von uns, der aufgrund eines zu geringen Bewusstseins für die Problematik mitschuld an diesem ungeheueren Missstand ist.

Die gesellschaftliche Antwort

Zu Recht rückt das Thema vermehrt in das gesamtgesellschaftliche Interesse. Und ich bin höchst erfreut darüber, dass sich immer mehr Organisationen und Initiativen – öffentlich wie privat – diesem für die globale Nachhaltigkeit so wichtigen Thema annehmen. Denn ganz gleich ob öffentliche Kampagnen wie Zu gut für die Tonne der Bundesregierung, Unternehmensinitiativen und –zusammenschlüsse wie United Against Waste, gemeinnützige Vereine wie ShoutOutLoud oderFoodFighters, gesellschaftliche Initiativen wie Foodsharing, Magazine wie das Magazin für Restkultur, oder aber auch Projekte wie Restlos Glücklich – ganz unterschiedliche Akteursgruppen haben die Dringlichkeit erkannt, hier etwas zu unternehmen.

Aber letztlich ist dies auch dringend notwendig und längst überfällig, wird uns doch schon heute unweigerlich klar gemacht, dass sich unsere Nachfolgegenerationen diese Art der Ressourcenverschwendung nicht mehr leisten können. Auf der anderen Seite war es nie einfacher, Geld zu sparen und dabei noch einen wichtigen Beitrag zu ökologischer und sozialer Nachhaltigkeit zu leisten.

 

Über den Autor:

Daniel Anthes ist Nachhaltigkeitsaktivist und –Blogger, zur Zeit Freelancer im Rahmen der EU-Klimaschutzinitiative Climate-KIC und seit Anfang des Jahres stellv. Vorstandsvorsitzender des Vereins ShoutOutLoud e.V., einem sich in Frankfurt a.M. u.a. im Kampf gegen die Lebensmittelverschwendung engagierenden Verein.