Social Entrepreneurs aus dem Rheinland

Mehr Wert statt mehr Profit: Bühne frei für Social Entrepreneurs aus dem Rheinland!

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by Anika Lotter, March 20, 2017
Social-Entrepreneurs-Rheinland

ursprünglich erschienen: 04.05.2016

Ob in der Bekleidungsindustrie, im Lebensmittelsektor oder im Nonprofit-Bereich, überall gibt es Individuen, die nicht nur den reinen Profit suchen, sondern einen gesellschaftlichen Mehrwert schaffen. Vor allem in NRW gibt es bereits einige Erfolgsgeschichten zu verzeichnen, von denen wir heute einige vorstellen. 

Essen - von Startups serviert

Im Zeitalter von Big Data, Smartphones und leicht zu bedienenden Anwendungen, soll Lebensmittelverschwendung eine ferne Angelegenheit werden, so das Kölner Startup FoodLoop. Und dafür gibt es auch allen Grund, denn in Deutschland werden jährlich 11 Millionen Tonnen Lebensmittel im Wert von 25 Milliarden Euro weggeworfen, die trotz abgelaufener Mindesthaltbarkeit noch verzehrbar gewesen wären. Um Abfälle zu minimieren hat FoodLoop eine innovative Applikation entwickelt, die den Kunden über reduzierte Lebensmittelprodukte mit kurzer Resthaltbarkeit aufklärt und somit der Verschwendungssucht reicher Industrieländer entgegenwirkt.  

Bio Lebensmittel erwerben und dabei ein regionales Hilfsprojekt unterstützen? Das macht neuerdings die Beeming Box aus Hürth möglich. Kunden können online Produkte zu marktüblichen Preisen kaufen und dabei 10% des Einkaufswertes an ein Hilfsprojekt in der Region spenden.  

Mode, Konsum und Lifestyle: Nachhaltigkeit in allen Ecken

Leuchtende Beispiele für Social Entrepreneurship gibt es auch in der Modewelt. Gründerin Laura Apel von Kleiderrebell lässt Kleiderschrankleichen zu neuem Leben erwachen, indem sie eine Alternative zum schnellen Kleiderkonsum schafft. Die waschechte Kölnerin ist im Dezember 2015 mit ihrem Online-Shop für den deutschlandweiten Verleih von Alltagsmode, Accessoires und Schuhen an den Start gegangen. 

Ebenfalls in Zusammenhang mit Mode und Lifestyle wurde das Vegan Good Life Magazin in Köln gegründet. 2011 hat sich das ehemalige Foto- und Laufsteg-Model Julia Koch der Welt der High Fashion entzogen und sich den Problemen unseres Konsumverhaltens gewidmet. Zusammen mit Redakteur und Fotograf Eric Mirbach ist daraus das Lifestyle Magazin für nachhaltigen Konsum entstanden, das nicht nur stylische Produkte präsentiert, sondern zum Nachdenken über den eigenen Konsum anregt. 

Pflege von morgen und Hilfe fürs Jetzt 

Laut des Deutschen Berufsverbandes für Pflegeberufe führen schlechte Rahmenbedingungen dazu, dass Pflegekräfte im Bereich der Altenpflege und Krankenpflegehilfe durchschnittlich weniger als 10 Jahre in ihrem Job durchhalten. Dem möchte Thomas Müller mit seinem Startup curassist entgegenwirken. Neben der Begleitung und dem Coaching von Pflegekräften in der Freiberuflichkeit vermittelt die Online-Plattform curassist qualifizierte Einzelpfleger an Patienten und dessen Angehörige und krempelt auf diese Weise einen kompletten Markt um. 

Last, but not least, hält sich auch der Non-Profit Bereich nicht zurück, was die Anwendung innovativer Technologien anbelangt. Volunteer World aus Düsseldorf ist eine unabhängige Plattform, die Volontäre und Hilfsprojekte auf internationaler Ebene miteinander vernetzt und dadurch völlig neue Möglichkeiten in der Organisation internationaler Freiwilligendienste ermöglicht.

Neben der Organisation internationaler Freiwilligendienste gibt es auch lokale Initiative, die vor Ort Hilfe leisten. So das Startup Start with a Friend,  das geflüchtete Menschen dabei unterstützt, ein Leben in Deutschland aufzubauen, indem es sie mit Locals in Deutschland in Form eines Tandemprogramms zusammenbringt. Der Kontakt soll langfristig und vor allem auf Augenhöhe sein und den Start in Deutschland erleichtern. 

Den Start in Deutschland erleichtern ist auch das Ziel der neuen App von Helpu. Bei der Überwindung von logistischen und bürokratischen Hürden, wie beispielsweise, Arztbesuche oder Übersetzungsfragen, hilft die App durch ein standortbasiertes Matching-System, Helfer und Hilfesuchende deutschlandweit miteinander zu vernetzen. 

Auch der 19 jährige Üwen Ergün, Geschäftsführer und Gründer des Kinderhilfswerks- der gemeinnützigen KinderRechteForum UG, engagiert sich für Geflüchtete. Neben Workshops, Events und Freizeitangeboten für Kinder und Jugendliche rund um das Thema Rechte, hat er die vorläufige Abschiebung des armenischen Jugendlichen Edgar D. verhindern können, der sich Anfang März aus Angst vor seiner Abschiebung von einem sieben Meter hohen Plateau des Kölner Flughafens gestürzt hat.

Wer sich intensiver mit dem gesellschaftlichen Wandel zu einer sozial gerechten und ökologisch tragfähigen Welt beschäftigen möchte, ist im COLABOR genau richtig. Das COLABOR im Kölner Stadtteil Ehrenfeld schafft Raum für Nachhaltigkeits-Pioniere - als Arbeitsplatz für NGOs, Unternehmen, Freiberufler und Berater, die Impulse für neue Lebens- und Arbeitsmodelle setzten. 

Lerneffekt vorprogrammiert

Weitere Beispiele für soziale Unternehmen gibt es viele. Schaut man genauer hin wird deutlich, dass der Erfolg der Startups nicht erstaunlich ist, denn die Produkte sprechen einen vorhandenen Bedarf an. Dank Digitalisierung sind heute die technischen Möglichkeiten zur Umsetzung gegeben. 

Viele Unternehmensgründer verfolgen bereits heute verantwortungsvolle, nachhaltige und gleichzeitig profitable Maxime. Auf der anderen Seite verkauft sich das Produkt nicht von alleine. Hier sind Maßnahmen wie Werbung und Marketing unerlässlich, um im Markt bestehen zu können. Auch bleibt die Startfinanzierung momentan noch eine dünne Angelegenheit. Dies wird sich hoffentlich bald ändern, nachdem das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie Anfang des Jahres angekündigt hat, sämtliche Förderprogramme für Sozialunternehmen zu öffnen. Weitere Informationen zu Finanzierungsfragen können dem Praxisleitfaden Soziales Unternehmertum des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie entnommen werden. Die Anerkennung von Social Entrepreneuren für die Realisierung sozialer Innovationen in der Gesellschaft steigt und wird in Zukunft sicherlich weiterhin Gegenstand der einen oder anderen Diskussionsrunde sein.  

Über den Autor

Anika Lotter ist MBA Studentin für International Management und arbeitet seit Februar 2015 am Kölner Startup Inkubator STARTPLATZ im Bereich Social Entrepreneurship. Der STARTPLATZ ist Inkubator und Treffpunkt für die rheinische Gründerszene. Startups werden hier gezielt bei der strategischen Weiterentwicklung und erfolgreichen Umsetzung ihrer Unternehmensideen unterstützt und können sich schnell ein starkes Netzwerk aufbauen.