Wenn ein Waffenkonzern einen Green Business Award erhält

Hört sich nach einem Witz an, ist aber gestern so in Wien geschehen.

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von tbd*, November 27, 2019
Maschinenpistole

Es gibt inzwischen so viele Preisverleihungen, wie es Sand am Meer gibt. Jeden Tag werden auf der Welt viele Menschen für mehr oder weniger noble Errungenschaften ausgezeichnet und die wenigsten kriegen wahrscheinlich etwas davon mit – außer es handelt sich um den Nobelpreis oder den Oscar. Ähnlich verhält es sich mit der "look! Women of the Year Gala", die von BILDER.at und dem look! Magazin in Wien veranstaltet wird und auf der vor allem Frauen geehrt werden. Doch dieses Jahr fällt eine Preisträgerin besonders auf.

Das glamouröse Event stand 2019 unter dem vielversprechenden Motto "Sparkling for Earth". Der Fokus lag laut Veranstalter auf "Nachhaltigkeit und Wahrhaftigkeit sowie innovative Ideen für eine Zukunft im Zeichen des Klimawandels." Unter den Preisträgerinnen befanden sich unter anderem Klimaaktivistin Greta Thunberg, Sinnfluenzerin Madeleine Darya Alizadeh (dariadaria) und Pippi Langstrumpf Schauspielerin Inger Nilsson. So weit, so ehrenhaft.

Die Preisträgerin in der Kategorie "Green Business" trägt allerdings einen Nachnamen, den man vermutlich eher mit True Crime Serien, als mit grünem wirtschaften oder Nachhaltigkeit verbindet. Es handelt sich um Kathrin Glock. Sie ist Ehefrau des österreichischen Unternehmers Gaston Glock, der in den 80er Jahren mit der Selbstladepistole Glock 17, eine der erfolgreichsten Pistolen überhaupt entwickelte. Der Waffenproduzent beschäftigt mit seiner Glock GmbH inzwischen ca. 1.200 Angestellte und macht einen jährlichen Umsatz von ca. 100 Millionen Euro. Seine Ehefrau Kathrin ist Mitglied im Aufsichtsrat des Unternehmens.


Pistolen herstellen und Umweltschutz? Für Kathrin Glock offenbar kein Widerspruch / Bild: Askild Antonsen - Glock 17

Die Kategorie "Green Business" hat Kathrin Glock allerdings nicht für ihre Arbeit innerhalb der Glock GmbH gewonnen, sondern vor allem in ihrer Rolle als Vorsitzende des CSR-Beirates der Glock Ökoenergie GmbH (CSR ist die Abkürzung für "Corporate Social Responsibility", also Unternehmerische Gesellschaftsverantwortung). Die Firma entwickelte ein Holzgas-Blockheizkraftwerk, welches Ökostrom erzeugt und steht laut Kathrin Glock "für Innovation, Umweltbewusstsein und Verantwortung." Dieses Vorhaben ist per se löblich, die Auszeichnung dafür allerdings nicht.

Es gibt diverse grüne Unternehmen in Österreich, die keinerlei Verbindungen zu tödlichen Waffen haben. Unternehmen, die das Wort "Gesellschaftsverantwortung" ernst nehmen und leben – und zwar nicht nur im Hinblick auf unser Klima. Unternehmen, deren Produkte nicht als Mordwerkzeuge bei Amokläufen Verwendung finden (eine Glock 20SF wurde unter anderem beim Amoklauf an der Sandy Hook Elementary Schule vom Täter benutzt). Den Glock-Konzern als "grünen Trendsetter" (Zitat look! Magazin) zu bezeichnen grenzt an Häme all jener, die sich ökologischen Zielen, sowie sozialer Verantwortung verschrieben haben. In diesem Sinne, liebes look! Magazin: es ist nicht alles grün, was glänzt.