Alternative Lösung für einen nachhaltigen Stadtverkehr?

Im Interview erzählt uns Bruno Gunnith von CleverShuttle, wie Carsharing und RidePooling verbunden werden, um Fahrgäste umweltfreundlich von A nach B zu bringen.

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von Anastasia Sauer, July 17, 2018
CleverShuttle

Drei Freunde aus Schulzeiten und das Ziel, die Verkehrssituation in Städten nachhaltig zu verbessern. Mit ihrem 2014 gegründeten Unternehmen CleverShuttle wollen Bruno, Jan und Slava Fahrgäste verbinden und sie gemeinsam ans Ziel bringen - günstig und möglichst CO2 neutral. Wie es dazu kam und was das besondere an ihrem Unternehmen ist, erzählt uns Mitgründer Bruno Gunnith im Interview.   

Was unterscheidet CleverShuttle von einem klassischen Taxi- oder Carsharing-Unternehmen?

Grundlegender Unterschied ist, dass wir ausschließlich Elektro- oder Wasserstofffahrzeuge einsetzen. Unsere Fahrzeuge sind geräuschlos, tragen also nicht zum Verkehrslärm bei, und fahren mit Ökostrom. Dadurch sind unsere Beförderungen nahezu CO2-neutral. Im Mittelpunkt steht jedoch das RidePooling. Das heißt, dass wir über unseren Algorithmus Fahrgäste bündeln, die in eine ähnliche Richtung unterwegs sind und sie gemeinsam an ihr Ziel bringen. Das reduziert Lärm und Emissionen und entlastet die Stadt. Dabei sind wir bis zu 60% günstiger als die Fahrt mit einem gewöhnlichen Taxi.

In welchen Städten kann ich mit euch fahren?

Wir bieten derzeit in Berlin, Hamburg, Leipzig, München und Stuttgart günstige und umweltfreundliche Tür-zu-Tür-Mobilität. Fahrgäste mit ähnlichen Routen werden mit Hilfe eines Algorithmus zu Fahrgemeinschaften gebündelt und von unseren lizenzierten Fahrern an ihr gewünschtes Ziel befördert. Bei CleverShuttle kommen dabei nur Wasserstoff- und Elektroantriebe zum Einsatz. Im vergangenen Jahr beförderten wir so mehr als 500.000 Kunden. Strategischer Partner unseres Mobilitätskonzepts ist seit 2015 die Deutsche Bahn.

Du warst ja schon bei einigen großen Unternehmen, wie Coca Cola, Nissan oder Sony tätig. Was hat dich dazu motiviert Gründer zu werden und die Welt der großen Corporates zu verlassen?

Die Idee entstand in Berlin. Jan Hofmann, mein ehemaliger Kommilitone und Mitgründer, war als Berater bei der Bahn tätig und musste damals sonntags und donnerstags zum Bahnhof. Durch den Bau der Kanzlerbahn war sein Weg zum Hauptbahnhof, mit dem öffentlichen Nahverkehr, lang und umständlich. Wenn er abends spät ankam, hat er sich deshalb nach Hause oft ein Taxi genommen. Er war nicht der Einzige und ihm ist aufgefallen, dass die Leute mit denen er zuvor im Zug gesessen hatte, in einem anderen Taxi, oft in die gleiche Richtung gefahren sind. Da kam die Idee auf, dass diese Menschen doch zusammen günstiger fahren könnten.

Was waren die größten Herausforderungen für dich als Gründer seit der Gründung von CleverShuttle?

Wir haben CleverShuttle 2014 gegründet. Die ersten Monate sind wir Gründer alle selbst gefahren. Nach einem verrückten Arbeitstag im Büro, oft bis spät nachts durch Berlin, auch um die stetig steigende Nachfrage überhaupt bedienen zu können. Das Feedback der Gäste, die überwältigenden Eindrücke und die vielen tollen Menschen, die wir dadurch kennengelernt haben, dass alles ist schon ein unglaublich gutes Gefühl. Heute haben wir fast 400 Mitarbeiter, davon 300 Fahrer, dennoch versuche ich zumindest 1x im Monat eine Schicht selbst zu fahren, damit dieser persönliche Dialog auch weiterhin bestehen bleibt.

Jetzt mal ans Eingemachte: Es ist ja nicht immer leicht als Startup sicherzustellen, dass die eigenen Mitarbeitenden zufrieden sind. Was macht ihr, damit es eurem Team aus mittlerweile 400 Personen gut geht? Hast du da einen Tipp für andere Startups?

Höre deinen Mitarbeitern zu. Sei präsent für deine Mitarbeiter. Hinterfrage die Gedanken und Ideen deines Gegenübers bis du sie wirklich verstanden hast. Nicht immer steht Geld an erster Stelle, jeder Mensch hat andere Ziele in seinem Leben. Welche Ziele treibt deinen Mitarbeiter an?

Indem du dich hinsetzt und zuhörst, bist du in der Lage deine Mitarbeiter auf dem Weg zu ihrem persönlichen Erfolg zu unterstützen. Wir haben heute fast 400 Mitarbeiter, davon etwa 300 Fahrer. Ich nehme mir die Zeit jeden neuen Mitarbeiter, innerhalb der ersten paar Monate, persönlich kennenzulernen.

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Durch das Sharing-Konzept verbindet ihr Menschen auf eine ungewöhnliche Art und Weise. Bestimmt gab es sicher interessante Begegnungen während einer Fahrt. Hast du da eine spannende Story auf Lager?

Eine sehr schöne Geschichte: Es gibt mittlerweile ein CleverShuttle Paar. Eine Münchnerin und ein Berliner, welche sich im CleverShuttle kennengelernt haben. Es ist in der Tat so, wenn man heute Abend mit dem CleverShuttle nach Hause fährt, muss man sich darauf einstellen, dass man angesprochen wird. Insofern hat CleverShuttle auch eine sehr hohe soziale, bzw. gemeinschaftliche Komponente.

Wie stehst du zu den aktuellen Skandalen in der Automobil-Branche? Welche Veränderungen würdest du dir für die Zukunft wünschen?

Wollen wir mit der Forderung einer lebenswerten, gesünderen und schöneren Stadt wirklich ernst machen, bedarf es einer drastischen Senkung des motorisierten Individualverkehrs. Nun gilt es den Beweis zu erbringen, wie viel uns dieser Wunsch wirklich wert ist. Ein privates Fahrzeug steht durchschnittlich 23 Stunden am Tag still. Parkraum ist knapp und zumeist sitzt nur eine Person hinter dem Steuer. Wir sollten dafür Sorge tragen, dass es zuverlässige und günstige Alternativen zum privaten Pkw gibt.