Schon mal Bildungsurlaub gemacht?

Arbeitnehmer*innen haben per Gesetz ein Recht auf Extraurlaub für Weiterbildungen – leider wissen das nur die wenigsten.

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by Lara Körber, July 18, 2022
Bildungsurlaub

Das Deutschland in Sachen Bildung bereits viel verschlafen hat, ist kein Aufreger mehr. Das Deutschland in Sachen Bildungsurlaub immer noch schläft, allerdings schon. Was Bildungsurlaub ist? Ein Gesetz und ein absoluter Geheimtipp: 

Denn die wenigsten wissen, dass in Deutschland rund 27 Millionen Arbeitnehmer:innen (außer in Sachsen und Bayern) Anspruch auf fünf bis zehn Tage bezahlten Extraurlaub pro Jahr für Weiterbildungen haben, die als Bildungsurlaub anerkannt sind. Hierbei werden auch Seminare zertifiziert, welche – neben fachlichen Qualifizierungen – beispielsweise auch die mentale oder körperliche Gesundheit von Beschäftigten fördern. Neben Marketing-Fortbildungen und Führungskräftetrainings, können somit auch Yoga-, oder Achtsamkeitsseminare besucht werden. Ein direkter beruflicher Bezug ist nicht erforderlich. Der Deal beim Bildungsurlaub: Du trägst dabei die Seminarkosten und dein Unternehmen stellt dich für den von dir ausgewählten Zeitraum bezahlt frei.

Allerdings nutzen aktuell leider nur rund zwei Prozent der Anspruchsberechtigten ihr Recht auf Bildungsurlaub. Viele aus Unwissenheit. Viele aus Unsicherheit. Denn tatsächlich spielt die Angst vor der Chefin oder dem Chef im Kopf von vielen Angestellten noch immer eine Rolle – zum Beispiel: “Was könnte sie oder er von mir denken, wenn ich fehle, um ein Yoga-Seminar zu besuchen?”

Und genau hier liegt der Denkfehler: Bei Bildungsurlaub handelt es sich um keine Fehlzeit, sondern Förderung. Damit du gut aufgestellt bist, um deinen Antrag einzureichen, geben wir dir hier Argumentationshilfe (die auch für Arbeitgeber:innen interessant ist).

3 Gründe, warum du Bildungsurlaub beantragen solltest 

  1. Gesundheit ist eine Ressource 

Wenn wir uns das Bild der klassischen “Karriereleiter” vor Augen führen, dann sind mentale und körperliche Gesundheit Sprossen dieser Leiter – tritt man diese zu aggressiv und andauernd mit den Füßen, dann kann man entweder nicht nach oben klettern oder rutscht plötzlich nach unten. In Anbetracht jährlich steigender Krankentage aufgrund von Rückenschmerzen und psychischer Erkrankungen, wie Burn Out, sind also gerade Bildungsurlaube, in welchen Beschäftigte aktiv in ihre körperliche und mentale Gesundheit investieren, hochprofessionell. 

  1. Lebenslanges Lernen neu lernen 

Bildungsurlaub hilft positive Lernerfahrungen zu machen – denn viel zu oft, leben und arbeiten wir nur noch in Routinen und sind nicht mehr offen für Neues – haben sogar manchmal Angst, das Neues uns überfordern könnte. Sich einmal fünf Tage am Stück einem Thema intensiv zu widmen, ist für viele nicht nur Luxus, sondern auch ein neuer Zugang zum Lebenslangen Lernen. Aufkommende Herausforderungen werden danach mit neuer Energie und neuem Mindset angepackt. 

  1. Eigenverantwortung braucht Vertrauen 

Ob bei ganzen Projekte, Einzelaufgaben oder spontan entstehenden Herausforderungen – Unternehmen fordern immer mehr Eigenverantwortung. Allerdings darf das Vertrauen in die eigenen Mitarbeitenden nicht bei der Job-To-Do-Liste enden. Wer als Chefin oder Chef vom Team Ownership fordert, sollte auch die Wahlfreiheit von Bildungsurlaubsseminaren unterstützen. Du kannst hier frei entscheiden, welches Seminar dir aktuell und individuell weiterhilft: Wer Rückenprobleme hat, wählt zum Beispiel ein Yoga-Seminar. Wer nach einer anstrengenden Projektphase neue Kraft braucht, besucht vielleicht ein Anti-Burnout-Seminar. Wer frisch ein Team führt, dem hilft vielleicht ein Führungskräfteseminar bei der neuen Anforderung.  Diese Wahlfreiheit nicht in Frage zu stellen, fördert Selbstvertrauen und Selbstwirksamkeit der Mitarbeitenden und zeugt von ganzheitlichem Vertrauen. 

Du bist auf Jobsuche? Bildungsurlaub direkt im Vorstellungsgespräch ansprechen 

Wenn Unternehmen sich direkt in Stellenanzeigen bildungsurlaubsoffen zeigen, gibt das direkt einen kleinen Einblick in die Unternehmenskultur. Man kann daraus schließen, dass hier Entwicklung gefördert und wertschätzend mit Arbeits- und Lebenskraft der eigenen Mitarbeitenden umgegangen wird. In einem Vorstellungsgespräch lohnt sich also immer die Frage nach den angebotenen Weiterbildungsmöglichkeiten – inklusive Bildungsurlaub. 

Bildungsurlaub ist Teil des New-Work-Baukastens 

Muss man “New Work” in vielen Unternehmen noch erklären oder erkämpfen, ist Bildungsurlaub ein New-Work-Tool, dass uns schon heute gesetzlich zusteht. Lasst uns nicht länger unser Recht auf Bildung verschlafen, es ist Zeit Bildungsurlaub aus dem Dornröschenschlaf wachzuküssen. Das wäre ein guter Aufreger in Sachen Bildung. 

Lara Körber ist Gründerin von Bildungsurlauber.de – dem Booking.com für Bildungsurlaub. Ihre Motivation ist es durch persönliche, gesundheitliche und fachliche Weiterbildungen ein gesünderes Arbeitsleben in Deutschland zu fördern. Wer Lust auf Bildungsurlaub hat, findet auf ihrer Plattform Informationen zur Gesetzeslage seines Bundeslandes, Seminare und Hilfe bei der Beantragung: 

www.bildungsurlauber.de