Arbeiten in Zeiten von Corona: Wie schaffen wir Nähe innerhalb des Teams?

Im Auftaktartikel der Kolumne „Chancen ergreifen“ widmet sich Elisabeth Hahnke der Frage, wie wir trotz Homeoffice mit unseren Kolleginnen und Kollegen verbunden bleiben können.

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von Elisabeth Hahnke, December 8, 2021
Drei Menschen sitzen mit Masken um einen Tisch

Header: via Unspash

Tagtäglich begegnen wir in unserem Leben einer Vielzahl von Widerständen. Wie wir diese einschätzen und auf sie reagieren, hat viel mit unserem allgemeinen Wohlbefinden und unserer Resilienz zu tun. Entweder wir identifizieren sie als „Problem“ und konzentrieren uns auf den leidvollen Aspekt oder aber, wir versuchen sie als Herausforderung zu sehen, und versuchen aus ihnen das Beste zu machen – ja, gar zu profitieren.

In diesem Jahr – welches bereits mit einigen weltumspannenden Herausforderungen beginnt – wollen wir einmal im Monat eine bestimmte Spannung innerhalb der Arbeitswelt betrachten und verschiedene kreative Lösungsansätze präsentieren. Dafür haben wir uns eine absolute Expertin und langjährige tbd*-Freundin an Board geholt: Elisabeth Hahnke. Sie ist eine der drei Gründer*innen von ROCK YOUR LIFE! – einem in fünf Ländern tätigen Bildungs- und Beratungsunternehmen, Trainerin, Coach und kennt sich durch ihre diversen Tätigkeiten in vielen Bereichen der Arbeitswelt aus – sei es Marketing oder die Herausforderungen in der Geschäftsführung.

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Der Coronawinter steht vor der Tür und viele von uns sitzen wieder im Homeoffice. Aus der Erfahrung und der Forschung wissen wir, das sichere Beziehungen in einem Team die Grundlage für Zusammenhalt, Leistung und Wirksamkeit sind. 

Denn Menschen streben nach Zugehörigkeit und die entsteht dann, wenn wir in den gegenseitigen Austausch investieren, andere in ihrer Einzigartigkeit erkennen und ihnen als Individuen begegnen und wenn wir durch unsere Kommunikation signalisieren, dass diese Beziehung eine Zukunft hat. 

Im Coaching sagen wir: „Beziehung vor Inhalt.“ Denn, wenn die Beziehungsebene gestört ist, wird der Inhalt einer Kommunikation nicht mehr sachlich aufgenommen, sondern durch den Beziehungsstatus gefärbt. Du kennst das, wenn Du mit einem Kollegen im Moment eine angespannte Beziehung hast, dann nimmst Du ein sachliches Feedback eher als Kritik wahr. Auf der anderen Seite können wir alles miteinander besprechen, wenn die Beziehung stabil ist. Eine Beziehung wird dann als gut wahrgenommen, wenn beide sich in ihrem Selbstwert geachtet fühlen.

Die gemeinsame Mittagspause, Spaziergänge oder die kurzen Gespräche in der Kaffeeküche dienen dieser Beziehungsarbeit in Teams. Wenn wir uns nur noch in Videokonferenzen treffen und ausschließlich sachlich alle Punkte der Agenda abhaken, können wir diese Nähe leicht aus den Augen verlieren.

Wie schaffen wir Nähe in Zeiten der Pandemie?

  1. Plant neben den sachlichen Meetings, ein Meeting pro Woche ein, dass ausschließlich dem informellen Austausch gilt, z.B. ein online Lunch am Freitag.
  2. Habt Eure Videos während der Meetings an und schaltet ab und zu alle Eure Mikrofone an, damit der*die Sprecher*in Eure Resonanz wahrnimmt – das zustimmende „mmmmh“ wirkt wie ein Beziehungskleber.
  3. Eröffnet mindestens einmal im Monat ein Meeting mit Check-In Fragen. Dazu könnt Ihr den Check-In Generator nutzen. Pro Person braucht es ca. 2-3 Minuten für den Check-In.
  4. Fragt Eure Kolleg*innen, wie ihre private Situation ist: Sind die Kinder zu Hause? Hat die*der Kolleg*in ein ruhiges Arbeitszimmer? Ist der*die Partner*in auch im Home Office? All das sind wichtige Hintergrundinformationen für Dich. Denn wenn Du weißt, dass Deine Kollegin sich das einzige ruhige Arbeitszimmer mit ihrem*r Partner*in teilt und die Kinder zu Hause sind, dann verstehst Du auch, warum sie auf Slack nicht sofort auf Deine Nachrichten reagieren kann.
  5. Wertschätzt Euch bewusst! Wir bei ROCK YOUR LIFE! machen immer mal wieder folgende Übung: Jede*r aus dem Team bekommt einen Namen zugewiesen und schreibt diesem Menschen einen wertschätzenden Brief – alle Talente, positiven Eigenschaften und guten Wünsche fließen in diesen Text, der dann anonym verschickt wird. So flattert für jede*r zwischendurch ein Brief der Anerkennung in den Briefkasten.
  6. Sorge gut für Dich! Denn nur, wenn Du in Deine Beziehung zu Dir selbst investierst, kannst Du achtsam, wach und mitfühlend auf Deine Kolleg*innen zugehen.

Beziehungspflege ist eine Form von Arbeit – das dürfen wir nicht vergessen. Sie ist der nährende Boden, auf dem wir wirken. Und sie braucht Zeit, Engagement und Investment – gerade in Zeiten von Corona.

About

Elisabeth Hahnke ist Mit-Gründerin und Ko-Geschäftsführerin von ROCK YOUR LIFE! und arbeitet seit über zehn Jahren als Potenzialentfalterin, Social Entrepreneur, Coach und Trainerin. Durch Coachings, Trainings und Vorträge hat Elisabeth Hahnke in den letzten Jahren mit weit über tausend inspirierenden Menschen gearbeitet und in den letzten fünf Jahren selbst 100 Trainer*innen ausgebildet. Sie hat an der Zeppelin Universität ihren Master in Cultural and Communication Management gemacht und ist ausgebildete Business- und Introvisions-Coach der Dehner Academy.