Burnout? Nicht bei uns!

Sechs konkrete Tipps für Personaler*innen und Führungskräfte, um Burnout im Team vorzubeugen.

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HR-Frühstück

Viermal im Jahr organisiert tbd* zusammen mit Talents4Good, der Personalagentur für Jobs mit gesellschaftlichen Mehrwert, eine Frühstücksrunde für Personaler und Personalerinnen. Diese Events dienen dem Netzwerken und der Weiterbildung und stehen immer unter einem bestimmten Thema. Letzten Mittwoch traf man sich in Berlin Mitte. Zu Gast war die Campaignerin Sabine Gernemann und erzählte eindrucksvoll über ihre persönlichen Erfahrungen mit dem Burnout. Möchtest Du beim nächsten Mal dabei sein, trage Dich einfach hier ein.

In den Medien ist das Thema Burnout inzwischen breit vertreten. Einige nennen es sogar „die Modekrankheit“. Jeder zweite Deutsche spürt zunehmend die Auswirkungen unseres rasanten Lebensstils und gibt an, sich von Burnout bedroht zu fühlen. Wir haben das Gefühl, überall funktionieren zu müssen: im Alltag, in unseren Beziehungen und vor allem in der Arbeit. Scheitern ist kein Teil unserer Arbeitswelt. Neben der Führungsebene sind es oft die HR-Abteilungen der Institutionen und Betriebe, welche mit dem Burnout von Angestellten umgehen müssen.

Als die zweiundzwanzig Gäste des HR-Frühstücks gefragt wurden, wer von ihnen schon einmal mit Burnout-Fällen im eigenen Betrieb zu tun gehabt hätte, meldeten sich - bis auf drei Ausnahmen - alle. Kein Wunder also, dass das Interesse an dem Vortrag der Referentin groß war. Sabine Gernemann (42) ist seit 13 Jahren Campaignerin und liebt ihren Job. Man glaubt das dieser Frau sofort, die mit festem Schritt und aufrechter Haltung vor der langen Tafel steht. Mit starker Stimme erzählt sie von ihrem eigenen Burnout - wie alles angefangen hat (schleichend) und wie sie es geschafft hat aus dem Teufelskreis von Schuldgefühlen, Stress, Zynismus, körperlichen Symptomen und totaler Überforderung herauszukommen. Obwohl Freunde und Kollegen sie auf ihren Dauer-Erschöpfungszustand angesprochen hatten, habe sie lange nichts unternommen. Erst als sie das Gefühl bekam, ihren Sohn nicht mehr vernünftig versorgen zu können, wurde ihr das Ausmaß ihrer Erkrankung bewusst und sie begab sich sieben Wochen in eine psychosomatische Klinik. Dort lernte sie Grenzen zu setzen, sich von dem Leid, welches sie in ihrem Job ständig umgibt, abzugrenzen und Maßnahmen, wie sie besser zur Ruhe kommen kann. Laut Sabine Gernemann spielen meistens viele Faktoren und Lebensumstände zusammen, bis sich ein Burnout entwickelt. Dennoch sollten sich Unternehmen, in denen es mehrere Burnout-Fälle gibt, fragen, was man an der Unternehmenskultur ändern könnte. Folgende Maßnahmen könnten PersonalerInnen ergreifen, um Burnout präventiv entgegenzutreten:

Anerkennung: wenn die Anerkennung in der Arbeit (sowie in anderen Lebensbereichen) fehlt, ist die Gefahr groß, dass man sich noch mehr Arbeit vornimmt, um die fehlende Anerkennung zu erhalten. Zudem besteht die Möglichkeit, dass man in Resignation verfällt und keinen Sinn in seiner Arbeit sieht, welches auch in einem Burnout münden kann.

Grenzen: Es ist wichtig klarzustellen, welche Aufgabenbereiche zu welchen Angestellten gehören. Wenn sich Arbeit zwischen Kollegen vermischt und Grauzonen entstehen, kostet dies extrem viel Kraft und viel Arbeit wird versehentlich doppelt gemacht. Diese Grenzen müssen auch zwischen der Arbeit und dem Privatem gezogen werden. In Zeiten von Homeoffice und Arbeits-WhatsApp-Gruppen ist es für viele schwer, in den Feierabend zu gehen und die Arbeit hinter sich zu lassen.

Überperformen: Man gibt mit seinen Überstunden an und ist stolz auf die prall gefüllten Email-Postfächer. Geht jemand immer um fünf wird er komisch angeschaut und man nimmt an, er arbeite nicht genug. Solche Unternehmenskulturen begünstigen Burnout. Der Arbeitgeber muss sicherstellen, dass die Arbeitszeiten eingehalten werden, Ressourcen verteilt und Strukturen vorhanden sind. Zudem rät Sabine Gernemann, dass es gut ist, wenn die Führungsebene dies auch vorlebt. Ein Chef, der jeden Tag bis spät Abends im Büro bleibt, auch aus dem Urlaub arbeitet und ständig erreichbar ist, setze seine Mitarbeiter indirekt unter Druck ebenso zu arbeiten.

Prioritätensetzung: Gerade in NGOs erscheint jedes Thema wichtig und richtig, es werden keine eindeutigen Prioritäten gesetzt. Dies kann dazu führen, dass sich die Mitarbeiter schnell überfordert fühlen und sich inhaltlich verzetteln. 

Perspektiven: Wenn Angestellte keine Möglichkeit für eine Weiterentwicklung haben und nicht aufsteigen können, kann dies frustrierend sein. Sabine Gernemann nennt die Elternzeit als Beispiel, nach der viele Mütter und Väter in Seitenstellen „abgeschoben“ werden und keinerlei Entwicklungsspielraum mehr existiert. Dieses Feststecken im Job kann das Selbstwertgefühl extrem negativ beeinflussen.

Gute Kommunikation: Egal ob durch externe Beratungen, Umfragen oder einen Happiness-Manager: eine gute Kommunikation zwischen HR-Abteilung, Führungsebene und Angestellten ist eine der wichtigsten Präventivmaßnahmen. Nur so ist es PersonalerInnen möglich, Burnout-Anzeichen zu erkennen und Maßnahmen dagegen zu ergreifen. Dafür müssen die Angestellten das Gefühl haben, über alles reden zu können ohne für ihr „Scheitern“ und ihre Überforderung stigmatisiert zu werden.

Das nächste HR-Frühstück von tbd* und Talent4Good findet am 20.06.2019 zum Thema „Erfolgreiche Zusammenarbeit mit dem Betriebsrat“ statt. Solltest Du Interesse an der Teilnahme haben, trage Dich einfach hier ein.