Der geplante Google Campus wird doch ein Haus für soziales Engagement - Google investiert 15 Millonen Euro

Aktivismus gegen die Eröffnung eines neuen Google Büros in Kreuzberg zahlt sich aus.

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von Naomi Ryland, October 24, 2018
Berlin Google Campus

Google hatte Ende 2016 angekündigt, im Umspannwerk einen Campus für Start-Ups und andere Organisationen zu eröffnen. Seitdem gab es zahlreiche Gespräche mit Initiativen und Nachbar*innen, mit Vereinen und gemeinnützigen Organisationen, mit Vertreter*innen von Wirtschaft und Politik sowie Expert*innen für Stadtentwicklung. Insbesondere die Gespräche mit Nonprofits und den neuen Betreibern des Hauses haben verdeutlicht, dass in Berlin Orte und Räumlichkeiten fehlen, an denen sich gemeinnützige Organisationen und Projekte treffen, innovative Ideen entwickeln und sich austauschen können. Hier sind die Bedürfnisse von Nonprofit-Organisationen viel größer als die von Start-ups, für die es bereits viele Raumangebote gibt. Daher hat sich Google entschieden, die Räumlichkeiten ausschließlich für soziale Zwecke zur Verfügung zu stellen. Im Umspannwerk an der Ohlauer Straße in Kreuzberg entsteht also nun ein neues Haus für soziales Engagement.

Auf einer Fläche von ca. 3.000 Quadratmetern können sich ab Frühjahr 2019 gemeinnützige Organisationen, soziale Initiativen und Helfer*innen austauschen, Veranstaltungen organisieren, voneinander lernen und gemeinsam neue Ideen entwickeln.

Die inhaltliche Gestaltung, Leitung und Organisation des neuen Hauses hat Google als Mieter der Fläche an zwei erfahrene Akteure im Bereich des sozialen Engagements übertragen: betterplace, die Kreuzberger Expert*innen für soziales Wirken, werden den Betrieb verantworten und KARUNA, die Hilfsangebote für Obdachlose sowie Programme zur Drogenprävention anbietet, wird das Zentrum programmatisch mitgestalten und zusammen mit dem Partner Independent Connectors dort der Redaktion der Straßenzeitung “KARUNA KOMPASS” ein Zuhause geben. Zugleich werden Lernparcours zu verschiedenen Themen, so auch zur digitalen Bildung für Schüler*innen, entwickelt.

Mit der Jugendinitiative MOMO – the Voice of disconnected Youth, die sich im Rahmen des Bundesfreiwilligendienstes um die Bundeskonferenzen der Straßenkinder kümmert, ziehen die Jüngsten in das Haus am Paul-Lincke-Ufer ein.

Die Stiftung Zukunft Berlin, mit ihrer Initiative “Berlin- Forum”, wird von hier aus mit zivilgesellschaftlichen Akteur*innen eine Stadtstrategie für Berlin entwickeln, um die Demokratie zu stärken.

Die Kosten des Hauses übernimmt Google, das in Umbau, Ausstattung, Miete und Nebenkosten für fünf Jahre insgesamt rund 14 Millionen Euro investiert. Das Haus soll Akteur*innen der Zivilgesellschaft eine professionelle und inspirierende Arbeitsumgebung zur Verfügung stellen. Ob Vereinsversammlung, Schüler*innen-Workshop oder Podcast-Aufnahme – die Räumlichkeiten bieten den Platz, den Engagierte für ihre Arbeit oft entbehren. Darauf aufbauend bringen betterplace und KARUNA Bildungs- und Vernetzungsangebote mit, die aus dem Nebeneinander ein Miteinander machen sollen. Große gesellschaftliche Zukunftsthemen wie Migration und Integration, Armutsbekämpfung und nachhaltiges Wirtschaften bilden den Rahmen für die gemeinsame Suche nach alternativen Lösungsansätzen.

Rowan Barnett, Google for Startups: „Ziel unseres Engagements in Kreuzberg war es von Anfang an ein Angebot zu schaffen, das der Gemeinschaft zugute kommt und diesem vielfältigen Kiez gerecht wird. Es war uns schon sehr früh klar, dass der Ort nicht ausschließlich für Start-Ups sein sollte. Wir freuen uns, mit dem Haus für soziales Engagement einen substantiellen Beitrag zur Stärkung der Zivilgesellschaft in und um Kreuzberg zu leisten. betterplace und KARUNA sind hierfür die idealen Partner, sie stehen für gesellschaftliche Verantwortung und Innovation im sozialen Bereich. Wir sind überzeugt, dass sie hier etwas sehr Wertvolles schaffen werden.”

Während im Haus noch gebaut wird, entwickeln betterplace und KARUNA das finale Nutzungskonzept im Austausch mit der Zivilgesellschaft. Anfragen und Anregungen können über die vorläufige Landingpage haus.betterplace.org und die Emailadresse haus@betterplace.org an die Betreiber gerichtet werden.