Gemeinsam gegen die Lebensmittelverschwendung

Mit ShoutOutLoud können wir alle gemeinsam der Lebensmittelverschwendung den Kampf ansagen.

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von Nicole Winchell, January 31, 2017
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Noch immer werfen wir viel zu viele Lebensmittel in die Tonne, die noch genießbar wären. Um dieses Problem auf spaßige Art und Weise anzugehen und gleichzeitig auch noch Integration zu fördern, hat sich das Team von ShoutOutLoud was ganz Besonderes überlegt. Wir haben mit dem stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden Daniel Anthes gesprochen. 

ShoutOutLoud – woher kommt der Name?

Ganz ursprünglich wollten die GründerInnen rund um Anna-Mara Schön etwas mit “Sonne” im Namen haben, kamen dann über die spanische Übersetzung “sol” zum Kürzel “SOL” und dachten sich, “ShoutOutLoud” passt hervorragend zum Hauptdaseinsgrund des Vereins: Wir haben es selbst in der Hand, unsere Zukunft so zu gestalten wie wir sie wollen. Doch dafür müssen wir gegenwärtige Mißstände eben auch offen angehen und uns alle engagieren, damit diese beseitigt werden können. Ignoranz und Komfortzone passen da nicht hin. 

Für was steht Ihr und wie setzt Ihr Eure Werte um?

In a nutshell: Offenheit, Achtsamkeit, Austausch und voneinander Lernen. Dabei wollen wir auf spielerische und vor allem Spaß-bereitende Art und Weise unsere zentralen Vereinsprogramme umsetzen: “Kein Essen für die Tonne” für den Kampf gegen die Lebensmittelverschwendung und die Förderung nachhaltiger Ernährungsweisen sowie “Get Together”, um die Integration von Geflüchteten und Migranten zu fördern. 

Was zeichnet Euch als Organisation aus?

Wir sind ein bunter Haufen von Menschen mit ganz unterschiedlichen Hintergründen und Interessen, aber unter anderem einem gemeinsamen Ziel: Die Welt ein Stückchen besser machen – und das ganz nach dem Motto: “Step by Step”. Natürlich sind wir alle irgendwo mehr oder weniger Idealisten, aber eben keine naiven Romantiker. Uns ist klar, dass wir nicht von heute auf morgen in einer Welt leben werden, wo ausnahmslos alles rund läuft, sind uns aber für die Extrameile nicht zu schade. Wie sagte Gandhi einst? Sei du selbst die Veränderung… und so weiter. Nicht meckern, sondern machen! Man kann es auch “Do it yourself 2.0” nennen.

Welche Events habt ihr im Moment auf dem Kalender?

Nun ist der Sommer leider bald vorbei und unsere Open Air-Lust schwieriger zu befriedigen, aber eben erst bald. Anfang Oktober veranstalten wir im Rahmen der Klimagourmet-Woche der Stadt Frankfurt am Main ein Pop-up-Restaurant mitten auf dem Feld eines Demeterhofs vor Frankfurt – gemeinsames Kochen mit mehr als 50 Personen inklusive. Auch werden wir uns beim diesjährigen Climathon mit Impulsvortrag und selbstgemachtem Catering aus geretteten Lebensmitteln in Sachen lokaler Umsetzung der UN-Nachhaltigkeitsziele engagieren. Und schließlich haben wir mit “Integration geht durch den Magen” ein vereinseigenes Format, bei welchem wir gewohnt jeden Monat Leute zum gemeinsamen Kochen und Essen mit Geflüchteten einladen. Schon mal Samosas mit grüner Soße gegessen? Ist der Wahnsinn!

food festival

Ihr habt erst gerade ein Food Festival organisiert, was war das genau und welche Message wolltet Ihr damit verbreiten?

Ich wollte schon länger unser Engagement im Kampf gegen die Lebensmittelverschwendung auf ein neues Level heben – nicht zuletzt, um mehr als die uns schon bekannten Leute zu erreichen. Warum also kein eigenes Food Festival mitten in der Stadt organisieren, wo man spontan auch viel Laufkundschaft erreicht? Wir waren alle mega geflashed, als wir erfuhren, dass über 1.000 Menschen vorbeischauten und glücklich bei den von uns gemanageten Essensständen speisten. Der Clou: Die Rohstoffe, die von uns mit viel “semi-professionellem” Herzblut zu Grillgemüse, Sandwiches, Suppen und Smoothies verkocht wurden, waren allesamt von Feldern rund um Frankfurt gerettet (ein dickes Dankeschön geht raus an Ackerlei!). Und dann konnten wir mit einem Rahmenprogramm auffahren, dass einfach Spaß machte: Ob Partner-Infostände von diversen nachhaltigen Organisation aus Frankfurt, Live-Musik und schließlich eine Film-Vorführung von “Just Eat It” – der Tag war einfach rund. 

Wie sieht unser Planet in Eurer Traumvorstellung aus? Was braucht es, damit diese Realität wird?

Ein Bewusstsein in den Köpfen der Menschen, dass sie mit ihrem Handeln und Konsum mitbestimmen, wie der Hase in der großen Welt da draußen so läuft. Und das fängt eben tagtäglich aufs Neue in der heimischen Küche an. So fordern wir eine angemessene Wertschätzung unserer Lebensmittel – und damit Achtsamkeit für all das, was es braucht, damit diese auf unseren Tellern landen. Es ist schlichtweg eine Farce, dass wir allein in Deutschland jede Sekunde 313 Kilogramm Lebensmittel wegschmeißen, obwohl ein Großteil davon noch genießbar wäre. Ich mach’ drei Kreuze, wenn wir hier endlich mal mit einem systemischen Ansatz und damit entlang der ganzen Wertschöpfungskette gegensteuern. 

shoutoutloud

Was sind Eure Top Learnings?

Der moralische Zeigefinger ist tot. Man kann Leute nur für bestimmte Themen begeistern, indem man sie auf genussvolle oder spaßige Art und Weise in den eigenen Bann zieht. Probleme sollten im Hintergrund stehen, denn eigentlich geht es um die Lösungen – man will ja nicht lähmen, sondern befähigen. Und wenn das einfach umsetzbar ist, kein Geld kostet und dann noch das eigene Leben bereichert, erst dann bekommt man ein wirkliches Umdenken in den “Mainstream-Köpfen” hin. Ach und man braucht hier und da einen langen Atem, aber es lohnt sich.

Wie kann man Euch bei Eurer Mission helfen?

Wir freuen uns immer über neue Mitglieder und Unterstützer – einfach mal bei einem nächsten Event vorbeischauen und reinschnuppern. Aber in der Tat brauchen wir demnächst ganz besonders viel Hilfe, auch von allen Nicht-Frankfurtern und Changern da draußen: Wir wollen mit der Resteküche den deutschlandweit ersten Foodtruck auf die Straßen Frankfurts schicken, der hauptsächlich mit geretteten Lebensmitteln kocht. Wir nennen es eine verheißungsvolle Kombination aus Streetfood, Achtsamkeit und kulturellem Austausch – und ganz ehrlich, dafür brauchen wir einfach Geld! Im Winter steht die Crowdfunding-Kampagne an. Und mein Versprechen als kleiner Anreiz an die Leser da draußen: Die Stadt mit den meisten Unterstützern nach Frankfurt wird als erstes mit nachhaltigstem Streetfood beglückt!