Sieben Dinge, die ich im ersten Arbeitsjahr über das Leben lernte

Oder wie das „echte Leben“ aussieht.

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by Vanessa Gottschalk, April 20, 2017
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Wo bist Du hin, Leben?

Aufstehen und wieder hinlegen? Das war einmal. Jetzt ist alles durchgetaktet.  Jeden Tag früh aufstehen, die erste Hälfte des Tages in der Schule verbringen und die zweite am Schreibtisch mit der Vor- und Nachbereitung des Unterrichts. Habe ich früher Termine für mein Studium oder meinem Nebenjob in den Kalender eingetragen, trage ich nun Termine mit Freunden und Familie dort ein. Das nennt man neudeutsch wohl ein „change of state“.

Das Wochenende durchfeiern. Wie ging das noch mal?

Weiterhin jedes Wochenende durchfeiern und die Stadt unsicher machen? Zwei Gegenargumente fallen mir hierzu ein. Nach einer anstrengenden Arbeitswoche braucht man einfach Zeit zum Regenerieren - es rächt sich, wenn man das nicht mit einplant. Außerdem läuft man als Lehrkraft an einer Schule Gefahr, seinen Schüler*innen im Vollrausch über den Weg zu laufen - das sollte man bei der Wohnortauswahl unbedingt beachten.

Das Leben ist kein Ponyhof! – fand ich immer witzig, bis zur ersten Steuererklärung

Plötzlich muss man selbst Verantwortung übernehmen. Die Eltern übernehmen nicht mehr wie selbstverständlich die Miete, Arzt- oder Versicherungskosten, die man während des Studiums nicht durch seinen Nebenjob bezahlen konnte. Und dann noch diese vermaledeite jährliche Steuererklärung, die darf man nämlich auch erstmal alleine machen.

In der Schule habe ich tatsächlich wenig bis gar nichts fürs Leben gelernt

„Nicht für die Schule sondern fürs Leben lernen wir“ - schön wäre es! In unserem Schulsystem wird durch Lehrpläne leider viel zu oft nicht auf die Dinge eingegangen, die Schüler*innen für das Leben wirklich lernen sollten - Wer braucht denn bitte noch Hauswirtschaft und textiles Werken?

Aus Meiner Blase raus: "Life is a Bitch"

Das Leben ist nicht immer gerecht: Ich arbeite an einer Schule, die geflüchtete Jugendliche in Willkommensklassen unterrichtet. Wie in jeder Klasse gibt es Schüler*innen, die motiviert und engagiert sind und vor allem die Chance, einen erfolgreichen Weg im deutschen Bildungssystem zu gehen, nutzen wollen. In meinem Einsatz habe ich leider mehrfach zusehen müssen, wie gerade diese Jugendlichen vom Staat abgeschoben und ins Heimatland zurück geschickt werden, während einige unbelehrbare Jugendliche weiterhin den Unterricht stören und sich jeder Chance auf einen Schulabschluss verwehren.

“I will survive!”

Einen Job zu haben ist nicht per se das Ende von Freiheit und Fun im Leben, sondern kann unheimlich viel Spaß machen. So anstrengend mein Job in der Schule auch ist, ist es toll, endlich etwas zu machen, das auch echte Resultate erzielt. Im Studium oder als Praktikantin im Großkonzern hat man zwar etwas für sich gelernt oder einfach vor sich hin gearbeitet - das lässt sich aber in keinem Fall mit der direkten Resonanz der Schüler*innen, deren Lächeln oder auch noch so kleinen Erfolgen aufwiegen.  An meiner Schule kann ich genau das erleben. Wenn man das Leben anderer bereichern kann, indem man ihnen etwas beibringt, sie fördert und herausfordert, dann bereichert man auch sein eigenes Leben.

I <3 my job!

Die Qualität des Jobs hängt unmittelbar mit der Zufriedenheit seines Lebens zusammen: Man verbringt so viele Stunden mit seiner Arbeit, sodass man mit einem Job, der einen glücklich macht, auf dem richtigen Weg ist, im Leben insgesamt glücklich zu werden - als Teach First Deutschland Fellow an meiner Schule habe ich das große Glück gehabt, genau einen solchen Job für mich zu finden!

 

Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit Teach First Deutschland entstanden.