Soziales Engagement

Warum wir jetzt und nicht später aktiv werden sollten.

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by Ariane Vera-Fluixá, May 5, 2017
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ursprünglich erschienen: 01.11.2015

Was ist soziales Engagement?

Es ist ein absolutes Muss auf dem Lebenslauf und hat inzwischen sogar um Längen die fachlichen Skills überholt. Soziales Engagement steht nun stolz auf dem Siegertreppchen, umgeben Sprachkenntnissen und der Auslandserfahrung.

Nach der Schule studieren? Das war einmal. Vom Klassenzimmer geht es entweder direkt ins Altenheim, oder gleich wieder zurück in den Kindergarten. Jetzt baut man Schulen in Afrika, unterrichtet Englisch in Lateinamerika und passen auf Waisenkinder in Australien auf. Der Wortschatz aller Schulabgänger ist erstaunlich stark geprägt von Worten wie Auslandsjahr, Weltreise und Praktikum. Willkommen in der Gap Year Generation.

Soziales Engagement beschreibt eine Tätigkeit, in die Zeit und Energie ohne finanzielle Entlohnung gesteckt wird und von der die Gesellschaft profitieren kann. Das ist ein deutlicher Schritt weg von der Zeit-ist-Geld Philosophie, weg vom Individualismus hin zum Kollektiv. Warum tun wir das?

Ist der persönliche Lebenslauf die größte Motivation? Ist Soziales Engagement die neue Art, wettbewerbsfähig zu bleiben? Ist es womöglich purer Egoismus, etwas Gutes, nicht für sich, sondern für Andere zu tun?

Nein. Ebenso wenig aber ist es reine Wohltätigkeit und Altruismus. Soziales Engagement ist ein Geben und ein Nehmen. Und einmal im Leben spielt Geld tastsächlich keine Rolle. Denn hier geht es um viel mehr, als die monatliche Gehaltsabrechnung.

Warum engagieren wir uns?

  • Weil wir uns wirklich sozial vernetzen

Soziale Netzwerke sind nicht sozial. Soziales Engagement dagegen schon. Hier vernetzen wir uns, unmittelbar und ebenfalls in Sekundenschnelle, mit unseren Mitmenschen. Freundschaften basieren nicht auf digitalen Anfragen, sondern auf Verständnis, Mitgefühl und gegenseitigem Interesse. Eine Gruppe definiert sich nicht über eine gemeinsame digitale Seite, sondern über ein Zusammengehörigkeitsgefühl und gemeinsames Ziel.

Trotz fortgeschrittener Technik werden wir weiterhin eine Rolle in einem Team oder einer Gruppe einnehmen – kein Wunder, dass Arbeitgeber gerne Soziales Engagement auf dem Lebenslauf sehen. Denn nichts anderes trainiert mehr unsere Teamwork- und Kommunikationsfähigkeiten wie soziales Engagement. Da kann ein soziales Netzwerk einfach nicht mithalten.

  • Weil wir koordinieren und planen lernen

Hier eine Aktion, dort ein Event, und dann gibt es auch noch dies zu planen und jene Mail zu beantworten. Soziales Engagement ist zeitaufwändig. Das bedeutet: ohne Planung geht es nicht. Nichts lehrt uns besser, einen Kalender zu führen und Termine zu koordinieren. Eine weitere Fähigkeit, die uns im gesamten Leben zu Gute kommt. Soziales Engagement macht die Wochenplanung zu einem Jonglageakt. Aber auch hier gilt: Übung macht den Meister. Und wer eine Weile übt, dem gelingt tatsächlich so manches Kunststück.

  • Weil die Tage länger werden

Stimmt die Koordination, wird von nun an tatsächlich jede Sekunde genutzt. Der Tag wird optimiert, der Wecker klingelt früh, das Licht auf dem Nachttisch ist auf Hochbetrieb. Aber Vorsicht: es kann zu viel werden. Wenn man plötzlich seinen Freunden einen auf die Minute abgestimmten Time Slot zuweist und keine Zeit mehr für spontane Verabredungen hat, wenn man den Geburtstag von Familienmitgliedern vergisst, weil er von sämtlichen Terminen im Kalender überschrieben wurde, dann wird es höchste Zeit, wieder die Balance zu finden. Der Tag kann nach wie vor gut genutzt werden – aber wenn hin und wieder eine blanke Stelle im Kalender steht, tut das auch keinem weh. Ganz im Gegenteil – das sind Zeit für Kreativität, für inspirierende Treffen mit Freunden und Zeit für die Familie, in der man Energie tanken kann. Das darf nicht zu kurz kommen.

  • Weil alles auf einmal zu viel werden kann

Deshalb muss man lernen, Prioritäten zu setzen. Es mag schwer erscheinen, „Nein“ zu sagen – aber keinem ist damit geholfen, wenn man viele Dinge nur oberflächlich und halb erledigen kann. Ein „Nein“ ist keine Beleidigung, es ist auch kein Zeichen von persönlicher Abneigung, auch nicht von Faulheit oder von Schwäche. Prioritäten zu setzen ist wichtig – und gehört auch in der Arbeitswelt zu den Fähigkeiten, die unabdingbar sind. Ein „Nein“ ist ein Zeichen von Selbstreflektion und Selbstbewusstsein. Soziales Engagement ist eine Möglichkeit, das zu trainieren.

  • Weil wir plötzlich wertschätzen

Es gibt viele Möglichkeiten, sich zu engagieren. So oder so wird man sich mit den Geschichten Anderer beschäftigen. Vielleicht sind es Schicksalsschläge, vielleicht sind es Geschichten voller Glück, Geschichten aus anderen Ländern und Kulturen – es bleiben Geschichten aus dem Leben, die berühren. So gewinnt man völlig neue Perspektiven, Sichtweisen und Meinungen und nimmt das, was immer als selbstverständlich galt, ganz anders wahr. So schätzen wir nicht nur den Moment wert, so schätzen wir das Leben wert. Eine Fähigkeit, die wertvoll ist.

  • Weil Andere davon profitieren

Bettina ist Projekt-Coach bei ProjectTogether. Sie hilft Menschen, ihre Ideen zu Projekten werden zu lassen. Bettina beobachtet, wie die Projektgründer geradezu aufblühen: „Sie bekommen eine stärkere Selbstsicherheit, merken, dass sie auf dem richtigen Weg sind und wirklich etwas bewegen können.“ Das alles würde nicht passieren, wenn sie selbst die Projektgründer nicht begleiten würde. Ihr soziales Engagement gibt Anderen etwas mit auf dem Weg, was sich schwer in Worte fassen, aber gut in Taten sehen kann. Soziales Engagement ist ein Dominoeffekt: ein umgeworfener Stein mit einer riesige Reichweite.

  • Weil Wir davon profitieren

Max ist der Head des Projekte-Departments und ebenfalls Coach bei ProjectTogether. Er ist überzeugt vom positiven Effekt von Sozialem Engagement. „Man tritt mit vielen Persönlichkeiten in Kontakt, die man sonst vielleicht nie getroffen hätte. Dadurch lernt man viele Blickwinkel kennen.“, sagt er. „Außerdem vermittelt das Coaching das Gefühl, dass man tatsächlich mithelfen und etwas bewegen kann.“ Nichts verändert und bereichert einen mehr, als Begegnungen und der Austausch mit anderen Sichtweisen und Perspektiven. Auch das ist Soziales Engagement. Ein weiterer Grund, warum sich der Einsatz lohnt.

Vom Gap Year zum Alltag

Wer aktiv ist, der verändert. Keiner verbessert die Welt einsam, alleine und abgeschottet in den eigenen vier Wänden. Soziales Engagement ist eine Plattform, eine Möglichkeit zur Reflektion und persönlichen Entwicklung, eine Chance, eigene Ideen einzubringen und Dinge zu verändern. Es vermittelt Skills, die wir nur durch Learning-By-Doing lernen. Soziales Engagement lässt uns mehr als uns selbst bewegen – und verdient deshalb allemal den Platz auf dem Siegertreppchen.

Ist es gerechtfertigt, wenn der Weg aus dem Klassenzimmer erst einmal eine Biegung macht? Ja. Aber noch besser ist es, wenn Soziales Engagement nicht der Lückenfüller bleibt, sondern zum lebenslangen und alltäglichen Wegbegleiter wird. Engagement geht nicht nur ein Mal und ganz weit weg, sondern auch gleich hier und gleich jetzt.

 

Über die Autorin

Dieser Artikel wurde von Ariane Vera-Fluixá von Project Together geschrieben.