Die Zukunft der Arbeit in der Sozialwirtschaft

Die Generation Y und die Soziale Arbeit

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by Hendrik Epe, January 16, 2017
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ursprünglich erschienen: 30.07.2015

Wir sind hier um Euch Eure Chancen und Möglichkeiten für eine sinnvolle Arbeit im sozialen Sektor zu zeigen. Wir haben Euch schon sehr viel über Sozialunternehmen und Social StartUps erzählt – doch es gibt noch mehr! Die Sozialwirtschaft, inklusive Wohlfahrtsverbänden, sozialen Einrichtungen und andere Träger, bietet Euch viele tolle Möglichkeiten Eure Arbeitskraft sinnvoll einzusetzen.

Deswegen möchten wir Euch in Zukunft über diese Szene up to date halten. Dafür haben wir uns Hendrik Epe ins Boot geholt. Er ist Diplom-Sozialarbeiter. Nach seinem Studium und fünfjähriger Tätigkeit in einer stationären Jugendhilfeeinrichtung hat er das Arbeitsfeld gewechselt und arbeitet seit nunmehr sieben Jahren im Bereich der Gestaltung und Qualitätssicherung von Hochschulen und Studiengängen im Bereich Gesundheit und Soziales. Also, ein echter Szenenkenner! Auf seinem Blog (www.IdeeQuadrat.de) reflektiert er die Entwicklungen der Sozialwirtschaft und lädt zum mitdiskutieren ein. Also informiert Euch und tauscht Euch aus! Unsere Serie zum Thema „Die Zukunft der Arbeit in der Sozialwirtschaft“ macht es möglich.

Der Artikel erschien ursprünglich hier.

Ich gehöre noch dazu. Knapp zwar, aber immerhin. Ich mag es, wenn ich meine Zeit relativ frei einteilen kann, ich hätte gerne viel mehr Zeit für meine Familie, ich mag es, im Café zu sitzen und zu arbeiten, unterwegs zu sein, keinen nine-to-five job zu haben, mich zu verwirklichen in meiner Arbeit. Ich mag es auch, mitbestimmen zu können, wohin die Reise geht, manchmal hätte ich das sogar gerne noch viel mehr. Ich stelle Forderungen an meinen Arbeitgeber, die manchmal erfüllt werden, manchmal nicht, ganz normal. Die Betreuungskosten meiner Kinder werden durch meinen Arbeitgeber übernommen.

Über die Generation Y wird gerade viel berichtet: In der Zeit gab es nicht nur einen großen Artikel über „uns“, Spiegel Online berichtet mit den Worten Frech, faul, fordernd und vor allem verwöhnt, und sogar der Väter BLOG schreibt davon, dass sich mit der Generation Y ein radikaler Wertewandel in der Arbeitswelt ankündigt. Wahrscheinlich lassen sich noch viele weitere Beispiele finden, google liefert bei der Suche nach Generation Y ungefähr 294.000.000 Ergebnisse.

Um was geht es aber bei der Generation Y genauer?

Auch wenn das folgende Wikipedia-Zitat etwas länger ist, es lohnt sich: Die Generation Y “zeichnet sich durch eine technologieaffine Lebensweise aus, da es sich um die erste Generation handelt, die größtenteils in einem Umfeld von Internet und mobiler Kommunikation aufgewachsen ist. Sie arbeitet lieber in virtuellen Teams als in tiefen Hierarchien. Anstelle von Status und Prestige rücken die Freude an der Arbeit sowie die Sinnsuche ins Zentrum. Mehr Freiräume, die Möglichkeit zur Selbstverwirklichung, sowie mehr Zeit für Familie und Freizeit sind zentrale Forderungen der Generation Y: Sie will nicht mehr dem Beruf alles unterordnen, sondern fordert eine Balance zwischen Beruf und Freizeit. Nicht erst nach der Arbeit beginnt für die Generation Y der Spaß, sondern sie möchte schon während der Arbeit glücklich sein – durch einen Job, der ihnen einen Sinn bietet. Sie verkörpert einen Wertewandel, der auf gesellschaftlicher Ebene bereits stattfindet, den die jungen Beschäftigten nun aber auch in die Berufswelt tragen. Der Berliner Jugendforscher Klaus Hurrelmann macht auf die Multioptionsgesellschaft und Grenzlosigkeit aufmerksam, in welcher die Generation Y groß geworden ist. Die Millennials sind optimistisch und selbstbewusst und haben wenig Vertrauen in die Regierung, weshalb sie sich durch passiven Widerstand aktiv ins politische Geschehen einbringen.“

Generation Y und Soziale Arbeit?

Das klingt doch gut, wie ich finde. Aber, und das ist die spannende Frage: Was passiert, wenn die Sozialarbeiter-Generation Y (man und Frau entschuldige die nicht vorhandene Geschlechtsspezifität, die in meinen Augen vieles jedoch unnötig verkompliziert) auf die Arbeit in Organisationen der Sozialwirtschaft, auf die sogenannte „Praxis” trifft? Wie steht es in Organisationen der Sozialwirtschaft um die Freude an der Arbeit und die Sinnsuche? Eigentlich doch optimal, sollte man meinen. Wenn jemand sinnstiftende Jobs mit viel Spaß verrichtet, dann doch wohl die Sozialarbeiter und -pädagogen. Oder etwa nicht? Sie arbeiten an den Problemen der Gesellschaft und sie bekommen Bewunderung und Respekt entgegengebracht von vielen Mitmenschen („so etwas könnte ich nicht“).

Warum aber kenne ich viele befreundete Sozialarbeiter, die nicht richtig glücklich wirken mit ihrer Arbeit, die immer wieder eher über die Probleme als über Erfolge berichten? Warum habe ich selbst der “Arbeit an der Front“ den Rücken gekehrt? Liegt es an den Arbeitsbedingungen? Seine Arbeit nicht frei gestalten zu können? Der Bezahlung? Oder einer negativen Grundeinstellung, die sich durch die Arbeit in einem meist defizitorientierten Bereich ergibt?

Es gibt wohl einige Hinweise auf verschiedene Probleme: Frauenberuf, Suche nach professioneller Identität, Semiprofession, Stellenwert in der Gesellschaft, Defizitorientierung, um nur einige zu nennen.

Verbesserte Arbeitsbedingungen

Einige von den genannten Problemen sind nicht oder nur über sehr lange Zeiten zu ändern. Beispielsweise ist es schwierig und wird es schwierig bleiben, von Schwierigkeiten wie “der Sozialen Arbeit als Frauenberuf” wegzukommen. Auch die Fragen nach der professionellen Identität werden die Sozialarbeiter wohl noch einige Zeit begleiten. Was wäre – sofern man den oben beschriebenen Zustand denn überhaupt für erstrebenswert hält – jedoch relativ schnell zu ändern?

In meinen Augen kann man nur bei den Arbeitsbedingungen ansetzen. Mehr Mitbestimmung, mehr Freiheit, mehr Flexibilität, um nur einiges zu nennen, klingt erstmal erstrebenswert. Klar, mehr Geld, aber mehr Geld wird sich nur über bessere Arbeit(sergebnisse) erzielen lassen. Die hängen jedoch auch von motivierten, engagierten, zufriedenen Mitarbeitern in den Organisationen der Sozialwirtschaft ab.

Welche Anreize gibt es aber noch, seinen Beruf möglichst gut, zufrieden und motiviert zu gestalten? Neben Weiterbildungsmöglichkeiten und vertraglichen Höhergruppierungen, womit wir wieder beim Geld wären, fallen mir wenige Möglichkeiten ein.

Ich bin aber gespannt, ob sich auch in den Organisationen der Sozialen Arbeit ein radikaler Wertewandel durch die Generation Y ankündigt.

Zu hoffen wäre es jedenfalls, wenn auch unklar ist, wie der Wandel aussehen kann…