Kleiner Fünf gegen Rechtspopulismus

Rechtspopulismus wird alltagstauglich, das möchten diese GründerInnen ändern.

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von Nadia Boegli, May 16, 2017
Kleiner-Fuenf-Gruenderin

Die Bundestagswahl rückt näher und somit auch die Angst und Ungewissheit: könnte die AFD stärker werden? Leider wird Rechtspopulismus immer alltagstauglicher und wir fragen uns, was wir dagegen tun können. Die GründerInnen von Kleiner Fünf verbindet genau diese Frage und somit wollen sie sich aktiv gegen Rechtspopulismus einsetzen. Im Interview erzählt uns Paulina Fröhlich, was wir selbst tun können, um aktiv zu werden. 

So engagierst du dich gegen Rechtspopulismus:

  • Gespräche führen (mit Onkel, Nachbarin und Co.)
  • Wählen gehen und Nichtwähler zur Wahl motivieren
  • Haltung zeigen
  • Bei Aktionen, Demos, Petitionen mitmachen
  • Vielleicht sogar politisch aktiv einbringen

Erzähl uns ein wenig von Kleiner Fünf. Was hat es damit auf sich?

Kleiner Fünf ist eine Haltung. Wir sind unterschiedliche Bürgerinnen und Bürger aus ganz Deutschland, geeint in dem Ziel: Kein Rechtspopulismus im Bundestag. Natürlich gibt es schon zahlreiche tolle Bewegungen und Organisationen, die sich gegen Ausgrenzung und für Vielfalt stark machen. Deshalb möchten wir Neues mitbringen: Wir möchten die bestehenden Ideen und Initiativen bündeln, wir möchten anschlussfähig sein in verschiedene politische Richtungen und ein klares Ziel fixieren: die Bundestagswahl.

Was war eure Motivation dahinter Kleiner fünf zu starten?

Auf vielen von uns drückten jeden Tag die Fragen: Wie positionierst du dich zu den rechtspopulistischen Tendenzen? Was ist dein Beitrag für ein menschenfreundliches und zukunftsfähiges Zusammenleben? Wir, die Gruppe der Kleiner Fünf GründerInnen, suchten nach einer Möglichkeit uns parteiunabhängig und technisch professionell einzubringen. Für uns stand eines im Fokus: Wie motivieren wir andere sich auch gegen Rechtspopulismus einzusetzen? Wie unterstützen wir Menschen im Gespräch mit Nicht- und ProtestwählerInnen? Damit haben wir uns lange und intensiv auseinandergesetzt. Nun sprudeln die umgesetzten Antworten. 

Es fühlt sich komisch an das zu fragen, aber dennoch: Warum ist es so wichtig sich gerade jetzt gegen Rechtspopulismus zu engagieren?

Rechte Geisteshaltungen und populistische Rhetorik gibt es schon lange. Nun sind sie allerdings keine Randerscheinung mehr, sondern drängen in die Köpfe, Münder, Zeitungen, Langtage und Treppenhausgespräche. Sie wirken fast normal. Sie spalten Freundschaften und Familien. Rechtspopulismus behauptet "die Wahrheit" für "das Volk" zu sprechen, beschränkt grundlegende Rechte von Minderheiten, stellt sich gegen Pluralität und baut gedanklich einen Nostalgie-Bunker. Gestern lässt sich aber keine Politik für morgen machen. Es ist jetzt an der Zeit sich gegen Rechtspopulismus zu engagieren weil er an Stärke gewinnt und die jahrelangen Errungenschaften unserer Gesellschaft angreift. Wir möchten gemeinsam Herausforderungen in Deutschland anpacken sowie Chancen erkennen und ergreifen. 

Was kann man selbst tun? Wie aktiv werden?

Auf www.kleinerfuenf.de ist z.B. eine Auflistung von bestehenden Initiativen zu finden, bei denen man sich gerne engagieren kann - vielleicht ist ja eine in der dirketen Nähe dabei? Für Gespräche mit dem Onkel, der Mitbewohnerin oder dem Arbeitskollegen halten wir online Diskussionsleitfäden bereit und geben zusätzlich Tipps für Argumentationstechniken. Unser Hinweis wäre in erster Linie: Gespräche führen! Dabei ist äußerst wichtig dem Gegenüber zuzuhören und ihn erst zu nehmen. Eins, Zwei NichtwählerInnen Freunde zu motivieren im September doch vom Stimmrecht Gebrauch zu machen wäre bspw. ein toller Anfang. Kleiner Fünf stellt die Frage: Was verlierst du, wenn Rechtspopulismus Politik macht? Damit möchten wir darauf hinweisen, dass jede einzelne Person betroffen ist. Des Weiteren freuen wir von Kleiner Fünf uns natürlich sehr über Spenden für unsere Arbeit. 

Merkt ihr, dass sich mehr Menschen engagieren möchten? Was sind die typischen Anfragen, die ihr erhaltet?

Oh ja! Die Anfragen sind sehr unterschiedlich und alle samt wunderbar. Am Morgen nach der Trump-Wahl hörte mein Handy nicht mehr auf zu vibrieren. Es riefen so viele Menschen an, die sofort bei Kleiner Fünf einsteigen wollten. Vor drei Wochen rief eine 75-jährige Dame aus Hamburg an. Sie sitzt im Kirchenvorstand. Da wurde besprochen, ob die nächste Kollekte an Kleiner Fünf gehen soll. Nun wollte sie gerne Info-Materialien für ihren privaten Freundeskreis haben. Letzte Woche war ich in Münster bei einer Gruppe junger Studierender, die unbedingt öffentlich sichtbar Haltung zeigen wollen vor der NRW Wahl. Ich habe sie beim ihrer Planung unterstützt. Typische Anfragen gibt es kaum, sie sind alle sehr divers. Eines ist allerdings klar: sehr viele kommen zu uns da sie ganz persönlich erschreckende Erlebnisse mit Rechtspopulismus in Deutschland gemacht haben. Wir geben uns dann Mühe die Energie der Empörung in zuversichtliches Engagement umzuwandeln. 

Wie kann man sich denn am besten engagieren? (Was sind deine 5 Top Tipps)

(Oben z.T. bereits genannt)

  1. Haltung zeigen! Sorgen und Unsicherheit sind uns allen bekannt und sollten angehört werden. Ausgrenzung und Hass gegenüber Anderen allerdings sind daneben. Lasst uns das deutlich machen.
  2. Demo, Spende, Petition, Facebook Like oder Abendveranstaltung? Die Unterstützung von Aktionen für Toleranz und Respekt sind breit gefächert.
  3. Gespräche führen - am besten mal mit denjenigen mit denen man selten spricht. Lasst uns die Diskussionskultur zum besseren prägen und zuhören üben. 
  4. Wenn ihr Zeit dafür findet, bringt eure Gedanken in bestehende Initiativen ein! In was für einem Land wollen wir leben? Was braucht es dazu? Die Belebung der gesellschaftlichen Teilhabe liegt in unseren Händen. 

Habt ihr etwas, was ihr unseren Leser/innen noch unbedingt mitgeben möchtet? 

Unsere Arbeit von Kleiner Fünf erfährt Gegenwind und Stolpersteine - wir aber weigern uns Angst zu haben und sind überzeugt: gemeinsam können wir etwas bewegen. Schreibt uns gerne eure Fragen, Kritik oder Ideen.