Don’t Police My Tone!

Die Anti-Debatten-Taktik des Tone Policing.

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von Mariam Touré – tbd*, April 4, 2021

Header: Kristina Flour via Unsplash

to belonging* ist unser nächster Schritt, um das Thema Anti-Diskriminierung neu zu denken und zu handeln. Weg vom Diskurs der Sichtbarkeit von Diversity und Inklusion hin zu einer authentischen und gelebten Zugehörigkeit aller marginalisierten Gruppen. Dies soll zu einem radikalen systemischen Wandel führen im Impact Sektor, von “Macht über” und “Macht für” hin zu “Macht mit”.  Diese Serie wird ermöglicht durch die Open Society Foundations.

„C'est le ton qui fait la musique“ – ein französisches Sprichwort, welches wir auch aus dem Deutschen kennen: „Der Ton macht die Musik”. Die Art und Weise wie wir etwas sagen ist demnach wichtiger, als der Inhalt des Gesagten. Dieser Grundsatz scheint vermessen, wenn Menschen mit Marginalisierungserfahrungen eben darauf verwiesen werden, sobald sie über ihr Recht zu Sein verhandeln.

In meiner Funktion als Vorständin einer Schwarzen Selbstorganisation, von und für Schwarze Frauen, bin ich einiges gewohnt. Von Rassismus bis Sexismus, von “gut gemeinten Ratschlägen" bis hin zu verbalen persönlichen Attacken, vom Zusprechen von Expertisen, weil ich Schwarz bin bis hin zum Absprechen meiner Fähigkeiten, weil ich – nun ja – Schwarz bin.

Im Umgang solcher Situationen ist es besonders hilfreich zu verstehen, welche Kommunikationstaktiken und Machtstrukturen dabei immer wieder zum Tragen kommen, um entsprechend reagieren zu können. Einer Kommunikationstaktik begegne ich – und überhaupt Menschen mit Marginalisierungserfahrungen – besonders häufig, nämlich der des Tone Policing.

Was ist mit Tone Policing überhaupt gemeint?

Tone-Policing
Tone-Policing beschreibt eine Taktik, in der die Idee oder Meinung einer Person abgewiesen wird, weil sie wütend, frustriert, ängstlich oder schlichtweg “zu emotional” kommuniziert wurde.

Effekte von Tone Policing

In erster Linie ist Tone Policing ein effektives Ablenkungsmanöver. Sobald der Ton der aussagenden Person angegriffen wird, ist die Botschaft des Gesagten nicht mehr Gegenstand der eigentlichen Diskussion. Obwohl die Kritik am Ton persönlicher Natur ist und nicht der Sache dient, wird der aussagenden Person eben dies vorgeworfen: Emotionalität und Unsachlichkeit.

Tone Policing ist ein besonders machtvolles Werkzeug, um die Bedeutung und Gültigkeit von Aussagen zu mindern, Debatten im Keime zu ersticken und letztlich Menschen ruhig zu stellen.

Warum stellt Tone Policing ein Problem dar?

Menschen mit Marginalisierungserfahrungen sind es gewohnt, über ihre Menschlichkeit tagtäglich verhandeln zu müssen. Wut, Frustration, Ängstlichkeit oder schlichtweg Emotionalität sind wichtige und mehr als nachvollziehbare Reaktionen auf ungerechte bis lebensbedrohliche Zustände.

Zu oft wird argumentiert, dass emotionale und “subjektive” Diskussionen die ernsthafte Auseinandersetzung mit strukturellen Problemen unmöglich machen. Vermeintlich schlechte Umgangstöne sind dafür nicht ursächlich, sondern die mangelnde Bereitschaft sich mit Strukturen der Unterdrückung auseinanderzusetzen und der Einsatz von Instrumenten wie Tone Policing, um eigene Privilegien zu schützen und Machtgefälle weiter zu zementieren.